Das Greenhorn
- Magda
- 22. März 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. März 2024
Es ist Donnerstag, der 29. Februar 2024. Mein Stichtag. Es ist der Tag, an dem ich meine Reise beginne. Was für ein schönes Datum, denke ich mir, und mit gemischten Gefühlen geht es los.
Nach einem acht-stündigem Aufenthalt am Flughafen in Bergamo – ich wollte den direkten Bus nehmen, damit ich nicht das ganze Gepäck beim Umsteigen schleppen muss – startet mein Flieger um drei Uhr nachts. Sechs Stunden sind es bis Schardscha, einer Stadt in den Vereinigten Arabischen Emiraten (habe noch nie vorher davon gehört), dann nochmal vier bis nach Kathmandu, der Hauptstadt Nepals. Als wir landen, ist es schon abends und bereits dunkel. Das Visum mache ich direkt am Flughafen, nach ein paar Verständigungsschwierigkeiten klappt auch das. Zum Glück gibt hier überall Kofferwägen, mit denen man sein Gepäck transportieren kann und damit fahre ich dem Ausgang entgegen. Endlich!
Ich bin heilfroh, dass ich einen Fahrer gebucht habe, der mich direkt vor dem Gebäude mit einem Schild erwartet. Mein Name ist zwar falsch und krakelig geschrieben, trotzdem fühle ich mich in diesem Moment sehr VIP-mäßig. Den Gepäckwagen soll ich einfach dort stehen lassen, mitten auf der Straße im Getümmel von Taxen und anderen Reisenden, deutet mir der Mann. Na gut – gesagt getan, ehrlich gesagt bin ich bin ganz froh, den Wagen nicht zurückbringen zu müssen und folge ihm. Ist doch viel praktischer so.
Wir überqueren die Hauptstraße. Es herrscht ein Chaos aus hupenden Autos und stinkenden Motorrädern, die sich viel zu schnell ihren Weg durch den Verkehr bahnen. Mein Fahrer geht einfach los, ohne nach links und rechts zu schauen und winkt mir, ihm zu folgen. Ich schlucke und gebe mir einen Ruck. Am liebsten würde ich die Augen schließen, aber das wäre wohl auch keine gute Idee. So gehe ich vermeintlich selbstbewusst über die Straße. Und bin überrascht: Die Scooter weichen mir aus, als hätte ich eine Art Superkraft, die sie davon abhält, mich platt zu drücken. Das Chaos in sich scheint tatsächlich zu funktionieren. Wie durch ein Wunder stehe ich schließlich zitternd, aber lebendig, auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Der Fahrer winkt wieder und führt mich eine steile Böschung am Straßenrand hinunter. Dort steht das Auto, wobei das Wort “Karre” hier besser zutrifft. Ich weiß nicht, was dieses Gefährt noch zusammenhält, seltsam, dass die Türen nicht abfallen. Die Karre bietet aber genügend Platz für mich und mein Gepäck, und vor allem: sie fährt. Das ist doch die Hauptsache, und wir kommen sogar die steile, staubige Böschung hoch. So erlebe ich die Straße jetzt von der anderen Perspektive und es fühlt sich genauso chaotisch an, wie ich es mir vorgestellt habe.
Da fällt mir ein, an was mich die Fahrt erinnert: Mario Cart! Wie im Spiel schlängeln wir uns durch den Verkehr, weichen abrupten Hindernissen aus, scharf nach links, scharf nach rechts, fast höre ich das “Pling” beim Sammeln der Punkte. Und schließlich, nach einer halben Stunde, sind wir am Ziel. Der Fahrer hilft mir mit dem Gepäck und ich bin im Hostel, am Rande der Altstadt von Kathmandu, angekommen und falle todmüde ins Bett im Sechs-Personen-Schlafzimmer. Ich fühle mich wie ein ahnungsloser Neuankömmling, etwas verloren in dieser Stadt, von der ich so viele Eindrücke in kürzester Zeit bekommen habe. Aber auch aufgeregt und neugierig auf das, was kommen mag. Ja, ich bin ein richtiges Greenhorn. Und so soll es morgen auch weitergehen ...